Finanzierung
Unternehmenskauf
Die Übernahme eines Unternehmens ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Finanzierung des Unternehmenskaufs. Um alle Finanzierungsoptionen zu kennen und eine informierte Entscheidung zu treffen, ist eine eingehende Beratung durch erfahrene Rechtsanwälte und Steuerberater entscheidend.
Gern stehen wir Ihnen mit unserem Fachwissen zur Verfügung. Verlassen Sie sich auf unsere jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Steuer-, Gesellschafts- und Arbeitsrecht. Zusammen finden wir eine maßgeschneiderte Finanzierungslösung und geeignete Fördermöglichkeiten.
Kapitalbedarf ermitteln
In der Regel ist der Kapitalbedarf beim Unternehmenskauf höher als bei der Neugründung einer Firma, weil vorhandenes Inventar sowie bestehende Verträge, Strukturen, Kunden, Arbeitnehmer etc. übernommen werden.
In die Ermittlung des Kapitalbedarfs sollten neben dem eigentlichen Kaufpreis auch Kaufnebenkosten und notwendige Investitionen nach der Übernahme einfließen. Zudem dürfen Sie den Liquiditätsbedarf für laufende Kosten des Unternehmens, notwendige Modernisierungsmaßnahmen oder Ihre privaten Verpflichtungen nicht außer Acht lassen.
Hier die richtige Balance zu finden, ist nicht einfach. Eine zu hohe Finanzierung führt zu unnötigen Zinszahlungen. Eine zu niedrige Kapitalaufnahme führt hingegen zu erneuten 4
Verhandlungen mit der Bank. Diese Situation kann sehr belastend für das gesamte Unternehmen sein.
Unternehmensbewertung
Da der Käufer und der Verkäufer naturgemäß unterschiedliche Interessen bei der Ermittlung des Kaufpreises verfolgen, empfiehlt sich eine objektive Unternehmensbewertung. Dazu eignet sich beispielsweise das Ertragswertverfahren oder eine andere jeweils branchenspezifische Methode.
Eine erfahrene Unternehmensberatung kann ein geeignetes Modell zur Unternehmensbewertung vorschlagen und alle nötigen Maßnahmen zur Bewertung des Unternehmens einleiten. Die so gewonnenen Erkenntnisse dienen nicht nur als Grundlage für die Kaufpreisverhandlungen, sondern auch als Basis für die Aufnahme eines Bankkredits.
Möglichkeiten zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs
Prinzipiell gibt es drei Optionen zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs:
- 100% Eigenkapital
- Finanzierung ohne Eigenkapital
- Hybridfinanzierung aus Eigen- und Fremdkapital
1. Unternehmenskauf-Finanzierung mit 100% Eigenkapital
Eine 100%-ige Finanzierung aus eigenen Mitteln ist meist die attraktivste Variante für den Unternehmenskauf, weil keine Zinsen und Verpflichtungen gegenüber Banken anfallen. Die nachfolgende Tabelle zeigt verschiedene Varianten der Eigenkapitalfinanzierung:
Variante | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Eigenkapitalfinanzierung | - Keine Verpflichtungen gegenüber Banken - Keine Schwierigkeiten mit Rückzahlungen in schlechten Zeiten | - Hohe finanzielle Mittel erforderlich - In der Praxis meist unrealistisch |
Eigenkapitalerhöhung durch Gesellschafter (stille oder offene Beteiligung) | - Zusätzliches Kapital von bestehenden Gesellschaftern - Ohne übliche Sicherheiten - Langfristige Beteiligung erhöht Bonität - Stärkere Verhandlungsbasis gegenüber Banken | - Möglicherweise begrenzt verfügbare Mittel bei den Gesellschaftern - Zustimmung der Beteiligten erforderlich |
Externe Eigenkapitalbeschaffung durch: | ||
a) Crowdfunding | - Beteiligung vieler kleiner Investoren (oft Privatpersonen) als stille Partner | - Eignet sich nur für Projekte, die Endverbraucher ansprechen |
b) Business Angels | - Investoren mit Kapital, Managementerfahrung und Netzwerken - Liefern Know-how und Kontakte | - Streben Wertsteigerung ihres Anteils im Unternehmen an - Möchten Einfluss nehmen |
2. Finanzierung ohne Eigenkapital
Mit Krediten gehen immer Risiken einher. Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten können die Rückzahlungen eine immense Belastung darstellen. Die Entscheidung zur Aufnahme eines Kredits sollte deshalb immer mit Bedacht getroffen werden und dem sollte eine angemessene Menge Eigenkapital gegenüberstehen. 6
Sind die Zinsen niedrig, können Kredite aber durchaus vorteilhaft sein. Ist die Gesamtkapitalrendite höher als die Kreditverzinsung, steigert das die Eigenkapitalrendite. Die Rendite aus dem geliehenen Kapital ist also höher als die Zinsen.
Das ist der so genannte Leverage-Effekt. Durch die höhere Eigenkapitalrendite steigt auch die Bonität und das Unternehmen wird insgesamt attraktiver für Investoren. Dennoch wäre ein Unternehmenskauf ohne Eigenkapital und mit 100% Fremdkapital ungewöhnlich. Die meisten Banken würden wegen einer fehlenden soliden Basis ablehnen.
Fremdkapital kann von Banken, öffentlichen Fördertöpfen oder privaten Geldgebern vergeben werden. Folgende Arten von Darlehen werden unterschieden:
Art des Darlehens | Merkmale |
---|---|
Bankdarlehen | - Klassischer Kredit von der Hausbank - Gründliche Planung und Businessplan erforderlich - Bearbeitungszeit der Bank einplanen |
Privates Darlehen | - Flexible Option - Von Familie, Freunden oder privaten Förderern - Höhe von Liquidiät des Kreditgebers abhängig - In der Regel keine Zinsen, Sicherheiten oder beschränkte Laufzeit - Schriftlicher Kreditvertrag immer empfehlenswert |
Investitionskredit | - Zur Finanzierung von Investitionen nach dem Unternehmenskauf - Von Geschäftsbanken oder durch öffentliche Fördermöglichkeiten - Laufzeit von vier bis sieben Jahren, abhängig von den Unternehmenserträgen |
Förderdarlehen | - Zur Unterstützung von Neugründungen und Unternehmensnachfolgen - Vergeben durch Förderbanken der Bundesländer und KfW - Günstige Zinsen, da öffentlich gefördert |
3. Hybridfinanzierung aus Eigen- und Fremdkapital
In der Praxis ist eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital die gängigste Option zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs. Das liegt zum einen daran, dass die Eigenmittel in der Regel nicht in ausreichender Höhe zur Verfügung stehen. Zum anderen kann durch eine Kreditaufnahme der Leverage-Effekt ausgenutzt werden. 7
Die prozentuale Aufteilung zwischen Eigen- und Fremdkapital ist von den individuellen Erfordernissen abhängig. Die Eigenkapitalquote sollte aber nie unter 20% fallen, um ein grundlegendes Maß an Stabilität zu gewährleisten.
Die Herausforderung besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis beider Kapitalquellen zu finden, um die jeweiligen Vorteile zu nutzen, ohne zu große Risiken einzugehen.
Voraussetzungen für einen Bankkredit
Um bei einer konventionellen Bank einen ausreichend hohen Kredit zu erhalten, müssen Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die Basis ist eine erfolgreiche Selbständigkeit, die seit mindestens drei Jahren besteht.
Zudem will die Bank Belege über die positive Gewinnentwicklung Ihres Unternehmens als Nachweis für eine wirtschaftliche Tragfähigkeit. Darüber hinaus ist ein solider Substanzwert entscheidend zur Absicherung des Kredits. Dieser umfasst die materiellen Vermögenswerte wie zum Beispiel Maschinen oder EDV-Geräte.
Diese Grundvoraussetzungen sollten im Vorfeld sichergestellt werden, bevor Sie sich an die Bank wenden, da sich abgelehnte Kreditanträge negativ auf Ihre Bonität auswirken können.
FinTech-Banken als flexible Alternative
Flexiblere Kreditoptionen erhalten Sie bei FinTech-Banken. Das sind Banken ohne weitreichendes Filialnetz, die ihre Services vor allem online anbieten.
FinTech-Banken stellen in der Regel geringere Anforderungen an Ihre Bonität. Beispielsweise beziehen sie den Wert des Unternehmens in die Vermögenswerte mit ein und messen einer lange bestehenden Selbständigkeit weniger Bedeutung zu. Im Gegenzug müssen Sie aber höhere Zinsen zahlen.
Als erfahrene Finanzierungsberater können wir sehr gut abschätzen, wie hoch Ihre Chancen auf einen Kredit bei einer klassischen Bank sind und wann es sich lohnt, eine FinTech-Bank in die Abwägungen einzubeziehen.
Finanzierungshilfe für den Unternehmenskauf: Förderprogramme im Blick
Von der EU über Bund und Länder bis zur Kommune gibt es auf allen Ebenen verschiedenste Fördermöglichkeiten für einen Unternehmenskauf. Hintergrund ist immer die Sicherung von Arbeitsplätzen und ein Ausbau der regionalen Wirtschaftsleistung.
Grundsätzlich müssen Förderprogramme zur Finanzierung der Übernahme vor dem Unternehmenskauf beantragt werden. Es gibt in der Regel keine Möglichkeiten, rückwirkend Ansprüche geltend zu machen. Nach der Übernahme können hingegen andere Fördermöglichkeiten im Rahmen von Investitionen relevant werden.
Wir kennen eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten im Detail und können Sie über passende Programme für Ihre Situation aufklären. Für einen ersten Überblick fassen wir nachfolgend die wichtigsten Arten von Förderprogrammen zusammen.
KfW-Bank: ERP-Kapital für Gründung
Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bzw. das Euopean Recovery Programme (ERP) bieten folgende Möglichkeiten und Vorteile:
- Gründerkredit mit bis zu 125.000 Euro
- Förderkredit für KMU (kleine und mittlere Unternehmen) mit bis zu 25 Millionen Euro
- Förderkredit für den großen Mittelstand (max. 500 Millionen Euro Jahresumsatz) mit bis zu 25 Millionen Euro
- Persönliche Haftung nötig
- Mindestens 15 Prozent Eigenkapital erforderlich
- Darüber hinaus keine Sicherheiten notwendig
- Kreditsumme wird der Eigenkapitalquote hinzugerechnet
- Bis zu 45 Prozent des Kaufpreises finanzierbar (inkl. Eigenkapital)
Öffentliche Förderbanken
Neben der KfW gibt es weitere öffentliche Förderbanken, die sowohl Kredite als auch Beteiligungsfinanzierungen anbieten, wie zum Beispiel Bürgschaftsbanken. Die staatlichen Bürgschaften werden dem Eigenkapital hinzugerechnet und können die Bonität gegenüber der Hausbank erhöhen.
Mezzanine-Kapital
Die häufigste Form des Mezzanine-Kapitals ist die stille Beteiligung. Hierbei zahlt ein Gesellschafter eine Einlage ein, ohne Anteile oder ein Mitspracherecht zu erhalten. Stattdessen wird er am Gewinn (bzw. Verlust) beteiligt.
Damit ist das Mezzanine-Kapital eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Banken rechnen es zumeist dem Eigenkapital zu, da die verfügbaren Sicherheiten nicht verringert werden und keine Risiken entstehen. Somit erhöhen sich sowohl Eigenkapitalquote als auch Bonität.
Das Verkäuferdarlehen / Vendor Loan
Beim Verkäuferdarlehen (auch Vendor Loan) gewährt der Verkäufer dem Käufer einen Kredit. Ein Teil des Kaufpreises kann also später gezahlt werden. Das sichert die Liquidität des Käufers und symbolisiert das Vertrauen des Verkäufers in die Zukunft des Unternehmens.
Der Vertrauenseffekt lässt sich durch die Vereinbarung einer Nachrangigkeit weiter verstärken. Das heißt, dass der Käufer zuerst alle anderen Gläubiger bedienen kann, bevor der Verkäufer an der Reihe ist. Banken bewerten sowohl das Verkäuferdarlehen als auch das Nachrangdarlehen als positiv.
Earn Out
Im Rahmen eines Earn Outs wird ein Teil des Kaufpreises an die zukünftige finanzielle Leistung des Unternehmens geknüpft. Typischerweise erfolgt die Zahlung des Earn Outs basierend auf vorher festgelegten finanziellen Zielen, wie Umsatz, Gewinn oder anderen Leistungsindikatoren.
Wenn das erworbene Unternehmen die vereinbarten Ziele erreicht oder übertrifft, erhält der Verkäufer zusätzliche Zahlungen. Falls die Ziele nicht erreicht werden, kann der Käufer entsprechend weniger zahlen.
Eine Earn-Out-Klausel bietet sich an, wenn Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Leistung des Unternehmens bestehen. Sie teilt das Risiko zwischen Käufer und Verkäufer. Aber auch für den Verkäufer kann ein Earn Out attraktiv sein, da er am Erfolg des Unternehmens beteiligt bleibt.
Beispielfinanzierung
Wir haben viele Unternehmenskäufe in der Praxis betreut. Abhängig von den individuellen Gegebenheiten haben sich dabei unterschiedliche Finanzierungsmodelle ergeben. Im Folgenden finden Sie zwei Beispielrechnungen, die verdeutlichen, wie eine solche Finanzierung gestaltet sein kann.
Beispiel1: Der Käufer benötigt 700.000 Euro Kapitalbedarf für einen Unternehmenskauf und erste Investitionen. Er bringt 85.000 Euro Eigenkapital mit und kann einen stillen Gesellschafter auftreiben, der 185.000 Euro beisteuert. Zudem erhält er einen KfW-Kredit über 200.000 Euro. Sein Eigenkapital erhöht sich somit auf 470.00 Euro. Unter diesen Voraussetzungen erhält er bei seiner Hausbank zu günstigen Konditionen einen Kredit über die verbleibenden 230.000 Euro.
Beispiel2: Der Käufer einer Firma verfügt über 1 Million Euro liquide Mittel. Der Verkäufer möchte 1 Million Euro als stille Beteiligung reinvestieren. Der Käufer erhält zudem einen Bankkredit über 4 Millionen Euro. Es ergibt sich eine Summe von 6 Millionen als Basispreis. Im Rahmen einer Earn-Out-Klausel vereinbaren Käufer und Verkäufer die Zahlung von bis zu 1 Million Euro in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens.
Praktische Tipps für das Bankgespräch
Je höher das Ausfallrisiko für die Bank, desto schlechter sind die Kreditkonditionen. Deshalb sind eine gründliche Vorbereitung auf das Bankgespräch und die Bereitstellung umfassender Unterlagen entscheidend, um angemessene Tilgungskosten zu erzielen. Folgende Aspekte gilt es zu berücksichtigen:
Aspekt | Details |
---|---|
Kreditwürdigkeit des Käufers | - Fachliche und kaufmännischen Eignung des Käufers - Motivation des Käufers - Darstellung von Sicherheiten wie Sachwerten, Wertpapieren, Grundpfandrechten etc. - Ggfs. Bürgen aus der Familie, Geschäftspartner etc. - Detaillierte Auflistung bestehender Kreditverträge |
Vollständige Unterlagen über das Zielunternehmen | - Transparente Informationen über die Zielfirma - Bilanzen und Zwischenbilanzen der letzten 3 Jahre - Aktuelle BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) - Kennzahlen wie Umsatz- und Eigenkapitalrendite, Cashflow (am besten mit Bestätigung des Steuerberaters) 11 - Liquiditätsplan für das aktuelle und kommende Geschäftsjahr |
Businessplan | - Eigenständiger Businessplan zur Weiterentwicklung des Unternehmens nach der Übernahme - Gegenüberstellung von IST-Zustand und geplanten Änderungen - Prognosen zur Einschätzung des zukünftigen Erfolgs |
Übergabeprozess / Post Merger | - Detaillierte Beschreibung des Übergabeprozesses und der Post Merger Integration (PMI) als Grundlage für den Fortbestand des Unternehmens |
Finanzierungskonzept und Rückzahlungsplan | - Unternehmensbewertung und Kaufpreis - Detaillierte Auflistung des Eigenkapitals und bestehender Finanzierungsmöglichkeiten - Höhe des Kredits - Monatlicher Tilgungsbetrag - Angemessene Laufzeit (nicht zu lang) |
Fazit: Optimale Finanzierung beim Unternehmenskauf
Es gibt unzählige Möglichkeiten zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs. Setzen Sie beispielsweise auf Mezzanine-Kapital ein, nutzen Sie öffentliche Fördertöpfe und steigern Sie Ihre Eigenkapitalrendite durch geringe Kreditzinsen. Durch eine sorgfältige Planung und Abstimmung der verschiedenen Finanzierungsinstrumente können Sie nicht nur Geld sparen, sondern auch sicherstellen, dass Ihr Unternehmen weiterhin liquide bleibt.
Als erfahrene Finanzexperten unterstützen wir Sie, den optimalen Finanzierungsmix für Ihren Unternehmenskauf zu gestalten. Wir machen Sie mit geeigneten Optionen für Ihre spezifische Situation vertraut, weisen Sie auf mögliche Fehler hin und liefern Ihnen eine informierte Entscheidungsgrundlage.